Kapelle
Schutzengel Kapelle
von Manfred Luxen Landau

Schutzengelkapelle und Schutzengelbruderschaft von Aremberg und die damit verknüpften Traditionen
Unter Laurentius Sprüncker, Pfarrer in Aremberg von 1663 bis 1720, wurde im Jahre 1669 die ursprünglich etwa 5 m lange und 3 m breite Kapelle zu Ehren der heiligen Schutzengel errichtet und am 1. September 1670 durch Baltasar Thiel, Pfarrer von Antweiler, eingeweiht. Die Erweiterung um den um einen 4 m langen Vorbau wurde in den Jahren zwischen 1806 und 1810 unter Pfarrer Neubusch(von1799-1841 Pastor in Aremberg) vorgenommen. Das Eingangsportal des Anbaus war ursprünglich das Tor des Arenberger Schlosses. Abgeschlossen war die ursprüngliche Kapelle mit einer Holzwand mit Doppeltür über der folgenden Inschrift als Chronogramm angebracht ist: HONORA VIATOR ORATORIVM S.ANGELI CVSTODIS = Wanderer, ehre die Betstelle zu den hl. Schutzengeln. (Die Summe aller hervorgehobenen lateinischen Ziffern ergibt 1669.)

Der Anlass der Erbauung ist der in Italien und Spanien im 14. Und 15. Jahrhundert sich ausbreitende Engelkult, der in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts auch in Deutschland einen Höhepunkt erreichte. Die Schutzengelverehrung war in den katholischen Regionen Europas so populär geworden, dass Papst Clemens X. im Jahre 1670 das vorher in Spanien am ersten Sonntag im September gefeierte Schutzengelfest für die gesamte katholische Kirche auf den 2. Oktober festlegte. Dennoch haben viele Orte, wie auch Aremberg, den ursprünglichen Termin beibehalten, weil seit jeher zu dieser Zeit die Kirmes gefeiert wird. Anzunehmen ist, dass auch das herrschaftliche Haus Arenberg den Bau der Kapelle begünstigt hat, da der aus der Schlosskirche von Croy/Belgien stammende Altar von Herzog Philipp Franz von Arenberg (1625-1674) gestiftet wurde. Den vor einigen Jahren renovierten Altar ziert zwischen zwei gedrehten Säulen, die kleine Engelköpfe tragen, eine große Schutzengelstatue. Der Engel zeigt mit der linken Hand zum Himmel, mit der rechten hält er ein Kind. Symbolisiert wird damit die Mittlerfunktion zwischen Himmel und Erde oder zwischen Gott und Mensch. Flankiert wird die zentrale Figur von zwei leuchtertragenden Engeln. Als Krönung hat der barocke Altar zwei Engelköpfe, in deren Mitte die Symbolfigur des auf einem Kreuz liegenden Lammes zu sehen ist.

Zum Bau der Kapelle und zu ihrer Unterhaltung wurden von den sogenannten Benefaktoren Geld und Sachleistungen aufgebracht.
Hinzu kamen Stiftungen von Jahrgedächtnissen. Diese Anniversarien (1716 waren es 23) wurden meistens in der Pfarrkirche abgehalten. Das für die Kapelle gespendete Kapital wurde zu 5% als Kleinkredit an Leute aus Aremberg oder der näheren Umgebung vergeben. Auf diese Weise wurde das Kapellen-Vermögen immer größer.
Die Schutzengelbruderschaft
Eng verbunden mit der Schutzengelkapelle ist die Schutzengelbruderschaft, die von Pfarrer Laurentius Sprüncker 1670 als Ablösung der Christenlehr – und Nikolausbruderschaft gegründet wurde. Damit sollten religiöse Praktiken ins Leben gerufen werden, die zum Teil als Brauchtum bis in unsere Zeit Bestand haben. Nach einer Aufzeichnung aus dem Jahre 1720 wurde die Bruderschaft geleitet von einem Geistlichen Magistrat oder Vorstand. Diesem gehörten an: ein Präfekt, dessen beide Vertreter, der Brudermeister, vier Consultores, der Zuchtmeister, die Umbälträgern(Träger des Baldachins) und der Sekretär. Für die Mitglieder der Bruderschaft gab es eine Reihe von Regeln oder Verpflichtungen. Diese sind in dem von Pfarrer Johannes Weyland 1720 verfassten und 1844 neu aufgelegten Andachtsbüchlein ausführlich beschrieben. Kurz gefasst beinhaltet das den Bruderschaftsmitgliedern auferlegte Reglement folgendes: Gott und den Nächsten lieben, keusch leben, Gott und der Obrigkeit gehorchen, sich auf einen „seligen“ Tod vorbereiten, das Morgen und Abendgebet verrichten, täglich drei Vaterunser und drei Ave Maria oder Gebete aus dem Andachtsbüchlein beten, das heilige Sakrament ehren, Bruderschaftsversammlungen eifrig besuchen, für die Deckung der Unkosten spenden, den Tod eines Mitglieds dem Pfarrer melden, damit dieser in Versammlungen verkündet und gegen Entrichtung einer Gebühr für den Verstorbenen eine Messe gelesen werde. Versammlungstage der Schutzengelbruderschaft waren: Das Schutzengelfest am 1. Sonntag im September, der St. Josefstag am 19. März, St. Michaels Erscheinung am 9. Mai, der St. Anna Tag am 26. Juli und der St. Nikolaustag am 6. Dezember.
Als Lohn für das Beachten des strikten Reglements konnten Ablässe erzielt werden, die 1720 von Papst Clemens X. in einer Bulle für die Aremberger Schutzengel-bruderschaft verliehen wurden. In diesem Zusammenhang ist folgender Eintrag im Andachtsbuch bemerkenswert: „Trost der Abgestorbenen: An einem bestimmten Tage in jeder Woche und auch die ganze Octav von aller Seelen Tag, kann am Bruderschaftsaltar durch Haltung der H. Messe eine Seele aus dem Fegfeuer erlöset werden.“
Die mit der Schutzengelkapelle verknüpften Traditionen
Vornehmlich waren es Bruderschaftsmitglieder, die oft sonntäglich, besonders aber am Feste der Erscheinung des St. Michael und am Schutzengelfest in einer Prozession die Kapelle besuchten. Den Prozessionen schlossen sich fromme Menschen als Pilger von nah und fern an. Wohl als Dank für die Verschonung der Arenberger Gemarkung durch Unwetter oder Kriegsverheerungen und die dadurch bedingten Missernten wurde eine Prozession am Dreifaltigkeitssonntag eingeführt, in deren Verlauf an der Kapelle gepredigt und an einem nahegelegenen Bildstock Brot gesegnet wurde. Das gesegnete Brot verteilte man an die Armen, auch verzehrte man es zum Schutz vor Krankheiten. Dieser Brauch, der wohl in Zeiten vor dem Kapellenbau aufkam, kann auch als Bestandteil kirchlicher Armenfürsorge in der Feudalzeit angesehen werden. Einige der mit der Schutzengelkapelle verknüpften Traditionen haben die Zeiten überdauert und werden auch in heutiger Zeit noch gepflegt. Es sind die Prozessionen zur Kapelle am Dreifaltigkeitssonntag und am Schutzengelfest, dass in Aremberg am ersten Sonntag im September, der Kirmes, gefeiert wird. Der Gang zur Kapelle findet am Kirmesmontag statt.
Quellen:
Archiv der Gemeinde Aremberg, Arenberg-Archiv Enghien/Belgien, Kirchenbuch der Pfarrei St Nikolaus Aremberg
Rosental, Gerold: Aremberg in Geschichte und Gegenwart, Meckenheim 1987
Scheppe Josef: Die Brotsegnung in Aremberg, Heimatjahrbuch für den Kreis Ahrweiler 1973
Weber, Peter: Die Schutzengelkapelle in Aremberg/Eifel, in Rheinische Heimatpflege, Heft 2, 1995
Text: Manfred Luxen, Fotos: https://de.wikipedia.org/wiki/Schutzengelkapelle_Aremberg, Manfred Luxen
